Auf dünnen Sohlen
Bauleiter Wolfgang, 32, und Lehrerin Stefanie, 31, kennen einander schon „ewig“. Vor drei Jahren haben die beiden geheiratet, kurz darauf kam Sohn Felix zur Welt. Wir haben die Schmidbauers in ihrem neuen Haus in Oberösterreich besucht.
Es herrscht echtes Kaiserwetter, als wir, Schreiber und Fotograf, an diesem Montag im Februar auf der A8 Richtung Passau unterwegs sind. Die Sonne strahlt vom hellblauen Himmel, der nahe Frühling lässt bereits freundlich grüßen. Unser Ziel liegt freilich nicht in Deutschland, sondern in Ried im Innkreis, wo wir die Schmidbauers besuchen, eine junge Familie, die in einem Örtchen einige Kilometer von Schärding entfernt lebt. Das Land hier ist von Wald und sanften Hügeln geprägt, die Gegend gilt als Kornkammer Österreichs. Angebaut werden Weizen und Zuckerrübe, auch die Milchwirtschaft ist hier ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Kühe allerdings wagen sich noch nicht ins noch kühle Freie, vermutlich bevorzugen die schlauen Vierbeiner zu dieser Jahreszeit, wie auch wir Menschen, noch die vertraute Wärme ihres Stalls. Schmidbauers wohlig warmes Zuhause, ein hübsches neues zweistöckiges Haus, umrahmt von einem zauberhaften Garten, liegt in Jetzingerdorf bei St. Roman, Oberösterreich.
Die gute Stube
Kaum geläutet, empfängt uns Wolfgang Schmidbauer freundlich mit einem „Schön, dass ihr da seid. Kommt’s nur rein in die gute Stube. Die Schuhe könnt ihr ruhig anlassen.“ Gesagt, getan biegen wir linker Hand ins Wohnzimmer, wo auch schon Stefanie mit dem kleinen Felix im Arm auf uns wartet. Dieser, gerade zwei Jahre „alt“ geworden, blickt uns zwar schläfrig, aber doch neugierig entgegen. Der Glückliche hält nämlich normalerweise um diese Zeit – es ist kurz nach 12 – sein Mittagsschläfchen. Was uns gleich auffällt: Alle drei tragen keine Hauspatschen, sondern nur – für diese noch kühle Jahreszeit ungewöhnlich – recht dünne Socken. Was es damit auf sich hat, klären wir ein wenig später auf. Vorab schießen wir einige Bilder, Stefanie entschuldigt sich kurz, bringt Felix ins Bett, während wir bei Kaffee und Kuchen am Wohnzimmertisch Platz nehmen.
"Wir haben hier alles, was wir brauchen. Die Lage ist ruhig, der Ausblick schön. Und unser Felix ist hier auch glücklich." Stefanie und Wolfgang
Heimatverbunden
Wie habt ihr euch eigentlich kennen gelernt?, möchte ich, neugierig von Natur aus, wissen. „Also, wir kennen uns wirklich schon ewig“, erzählt Wolfgang lächelnd. „Vom Fortgehen, von Zeltfesten und so. Zusammengekommen sind wir dann vor über zehn Jahren.“ Er nämlich kommt aus dem benachbarten St. Roman – benachbart ist übertrieben, es sind bloß einige Meter bis dort hin –, sie hier aus Jetzingerdorf. Sie haben auch sonst viel gemeinsam. In der Stadt leben etwa kommt für das junge Paar, wie sie sagen, „überhaupt nicht in Frage“. Auch die Arbeit liegt nahe, Wolfgang arbeitet als Bauleiter bei Romberger in Gurten, Stefanie unterrichtet an der Neuen Mittelschule in Schärding Mathematik und Geografie, „weil das schon in meiner Schulzeit meine Lieblingsfächer waren“. In der Nähe leben auch die Eltern der beiden und es war nur eine Frage der Zeit, bis auch sie ihr eigenes Häuschen gefunden hatten.
»Ich hab drei Jahre in Linz studiert. Aber ich könnte nie in der Stadt leben.« Stefanie
Gut geplant
2016 schließlich war es so weit. Das Haus, 185 Quadratmeter Wohnfläche, wurde geplant und 2017 gebaut. Apropos Bau: Das Haus hat Wolfgang geplant, wie er stolz erzählt. Nach Süden ist es ausgerichtet, „damit wir es hell und freundlich haben“. Von der Küche wiederum blickt man auf die Dorfkirche und ein kleines Sägewerk, das allerdings leider keine Pellets liefert. „Mir war wichtig, dass unser Haus nicht nur optisch gut ausschaut, sondern auch im Alltag praktisch ist. Schaut‘s: Die Küche zum Beispiel ist offen, damit wir da einfach Freiraum haben. Das war Stefanie ganz wichtig. Der Dunst zieht direkt beim Herd nach draußen ab.“ Einfach, aber praktisch, ergänzt sie. Genauso praktisch hat es die Familie Schmidbauer auch in Sachen Heizung und Warmwasserversorgung angelegt.
Nie wieder kalte Füße
„Wir legen Wert auf Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit“, so Wolfgang. Auf dem Dach nämlich sorgt eine Solaranlage für Strom, die Heizung und Warmwasseraufbereitung liegt verborgen im Keller. „Gas und Öl sind nicht mehr Standard und eine Luft-Wärme-Pumpe war für uns keine Alternative, denn die wird mit Strom gespeist, der leider immer auch Atomstrom ist, und von dem möchten wir möglichst unabhängig sein und möglichst wenig verbrauchen.“ Also haben sie sich umgeschaut, auf Messen informiert, sich mit einigen Herstellern in Verbindung gesetzt, denn: „Das musst du natürlich alles schon beim Bau berücksichtigen.“ Schließlich fiel die Wahl auf eine Pelletheizung, die für Warmwasser sorgt und den Fußboden beheizt. Das Handling ist tatsächlich kindereinfach. „Im Grunde stellt man nur die Temperatur am Display selbst ein, oder ich mach das mit meiner Handy- App.“ Im Vorratsraum ist Platz für 10 Tonnen (!) Pellets, was für drei Jahre reichen sollte. Ferner gefällt Wolfgang der Umstand, dass er den Pelletanbieter selber wählen und seine Pellets so auch nachhaltig aus der Region beziehen kann. Dass man keine Hausschuhe braucht, ist ein sehr angenehmer Nebeneffekt.
»Unser Heizsystem macht uns unabhängig. Und wir haben nie kalte Füsse« Wolfgang
„Der Wald gibt uns Kraft“
Apropos Pellets, apropos Holz: Woher kommt der Bezug zum Holz? „Mir war wichtig, dass die Wohnräume in Holzoptik gestaltet sind, weil wir uns beide mit Holz sehr wohl fühlen. Ich mag keine kalten Farben und Holz ist einfach warm. Darum ist auch auf der Terrasse ein Holzboden“, meint Stefanie und nimmt einen tiefen Schluck Kräutertee aus ihrer Lieblingstasse. „Wir gehen auch gern einfach in den Wald spazieren. Das gibt uns Kraft.“ Sonst steht noch Rad- und Skifahren bei den Schmidbauers auf dem Programm, aber seit Felix auf der Welt ist, kommen die beiden nicht mehr so viel dazu. Da macht sich auch schon das Babyfon bemerkbar. Felix ist soeben aus seinen Träumen erwacht und verlangt nach der Mama. Und für uns ist es Zeit, die Heimreise anzutreten.