Soziale Energie

Besonders für Haushalte mit geringem Einkommen stellen steigende Energiekosten ein großes Problem dar. Günstige und regionale Brennstoffe können im Kampf gegen Energiearmut helfen.

Soziale Energie

2008 führte die Soziologin Sylvia Grossgasteiger gemeinsam mit proPellets Austria eine sozialwissenschaftliche Studie zu Energiearmut und dem Pelletkaminofen als Heizgerät für einkommensschwache Haushalte durch. Besonders in Zeiten steigender Energiepreise ist dies ein Thema, dem mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte.

Hier finden Sie einen Kurzfassung der Studienergebnisse.

Lieferung des neuen Pelletkaminofens
Lieferung des neuen Pelletkaminofens
Pelletkaminofen wird mit Sackware befüllt
Der Ofen wird mit Sackware befüllt

 

Der Pelletkaminofen als Heizgerät für einkommensschwache Haushalte

Sozialwissenschaftliche Analyse von 6 Fallstudien

Autorin: Sylvia Grossgasteiger, IFZ, Oktober 2008

 

Kurzfassung der Ergebnisse


Ausgangspunkt und Ziel der Studie

Ziel der vorliegenden Studie war es, zu klären ob sich Pelletkaminöfen als klimafreundliches und vergleichsweise kostengünstiges Heizsystem für einkommensschwache Haushalte eignen. Dazu wählte die Volkshilfe 6 armutsgefährdete Haushalte mit prekärer Heizungssituation aus. Der Kaminofenhersteller RIKA stellte den Haushalten kostenlos einen Pelletkaminofen zur Verfügung. Der Verein proPellets beauftragte die vorliegende Studie und koordinierte die Projektumsetzung.

Vorgangsweise

Mit den 6 ProbandInnen wurden jeweils zwei leitfadengestützte persönliche Interviews durchgeführt. Das erste Interview wurde vor Installation der Pelletkaminöfen geführt, zur Abklärung der Ex-ante Heizsituation und der Erwartungen, welche die einzelnen Personen an eine Umstellung des Heizsystems knüpften. Die zweite Interviewrunde wurde nach Beendigung der Heizperiode durchgeführt und sollte zur Analyse der Erfahrungen mit dem Pelletkaminofen dienen.

Die Ergebnisse

Wie sich herausstellte, heizten die betroffenen Haushalte mit Einzelöfen für Festbrennstoffe, Öleinzelöfen, Propangasstrahlern oder Zentralheizungen für Festbrennstoffe. Die Nachteile dieser Heizsysteme bestanden vor allem darin, dass es immer kalt war, wenn nicht eingeheizt werden konnte. Besonders prekär war die Situation der alleinerziehenden Mütter – die Kinder mussten bis zur Heimkehr der Mütter von der Arbeit im Kalten sitzen, weil sie die Heizung nicht selbst betreiben konnten. Beim Propangasstrahler bestand auch eine massive Schimmelbildung in der ganzen Wohnung aufgrund der feuchten Abgase, die direkt in den Raum abgegeben werden. Dazu kamen die hohen Brennstoffkosten, vor allem beim Ölofen und beim Propangasstrahler.

Nach der Umrüstung zeigten sich vor allem drei markante Ergebnisse. Das erste war, dass der Pelletkaminofen eine grundlegende Verbesserung des Heizkomforts brachte. Der automatische Betrieb mit Thermostat brachte eine gleichmäßige Wärmeversorgung. Die Wohnung konnte ohne permanentes Nachlegen warm gehalten werden. Vor allem für die alleinerziehenden Mütter ein entscheidender Vorteil. Die Wärmeleistung wurde als spürbar besser bezeichnet. Auch der geringe Bedienungsaufwand, vor allem im Vergleich zu Festbrennstofföfen und der geringe Aschenanfall wurden hervorgehoben.

Das zweite markante Ergebnis war, dass der Brennstoffverbrauch zur Aufrechterhaltung einer angenehm temperierten Wohnung verhältnismäßig gering war. Durchgehend wurde von einem Verbrauch von 3-4 Sack Pellets pro Woche berichtet.

Das dritte Ergebnis: die Heizkosten konnten durch das neue Heizsystem signifikant gesenkt werden. Bei aktuellen Preisen von rund 3,5 € pro Sack konnten die untersuchten Haushalte um 10 -14 € pro Woche warm gehalten werden. Vor allem gegenüber den kostspieligen Brennstoffen Öl und Flüssiggas bedeutet das eine massive Einsparung gegenüber der Situation zuvor.

Schlussfolgerungen

Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass Pelletkaminöfen für armutsgefährdete Haushalte eine wesentliche Verbesserung ihrer Wärmeversorgung bringen können. Dies betrifft die Qualität der Wärmeversorgung, den geringeren Bedienungsaufwand und die automatische Funktion des Ofens. Es betrifft aber auch die Kosten der Wärmeversorgung. Diese liegen deutlich niedriger als zuvor, weil der Brennstoffverbrauch aufgrund des hohen Wirkungsgrades (ca. 90%) deutlich niedriger liegt, als bei herkömmlichen Öfen. Dazu kommen die wesentlich niedrigeren Brennstoffkosten. In Summe kann ein Haushalt, der zuvor mit einem Öleinzelofen beheizt wurde 600€ pro Jahr an Heizkosten sparen.

Pelletöfen eignen sich damit sehr gut für die Sicherstellung einer Grundversorgung mit Wärme bei armutsgefährdeten Haushalten. Sie bieten diese Grundversorgung mit vergleichsweise geringen Kosten, mit hohem Wirkungsgrad und einer wesentlichen Reduktion der Emission von Luftschadstoffen und Treibhausgasen.

Bislang sind diese Heizsysteme in Österreich aber praktisch unbekannt und für die Zielgruppe aufgrund der hohen Anfangsinvestition von rund 2700 € schwer erschwinglich.

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