8. März 2020
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Die Geschichte des Rauchfangkehrers
Kehrgerät, Schultereisen, Rußsack: Rauchfangkehrern sagt man nach, Glück zu bringen. Warum ist das so? Eine Blick in die Geschichte des Rauchfangkehrers.
Seit der frühen Neuzeit sagt man ihm nach, bei seinen Besuchen Glück ins Haus zu bringen, befreit er doch die Bewohner von angesammeltem Pech.
Das Glück, das der Rauchfangkehrer bringt, ist symbolisch zu verstehen, das Pech, das er entfernt nicht. Historisch gesehen hat sich der Rauchfangkehrer deshalb im Volksmund als Glücksbringer etabliert, weil er die hochentzündlichen Pechablagerungen, die beim Heizen mit Holz entstehen, von den Schornsteinwänden schlug und dadurch die stets präsente Gefahr eines Kaminbrands minimierte.
Historie des Heizens
Woher kommt dieses traditionsreiche Handwerk, das symbolisch so fest in der Alltagskultur verankert ist, über das man aber heute kaum noch etwas weiß? Um die Geschichte der Rauchfangkehrer zu erzählen, muss man zunächst ein bisschen in die Kulturgeschichte des Wohnens eintauchen und so stellen wir uns ein Haus vor, in dem Menschen vor über tausend Jahren gelebt haben.
Im ländlichen Europa des frühen Mittelalters bestanden Bauernhäuser meist aus nur einem Raum. Den Mittelpunkt des Raumes bildete traditionell eine Feuerstelle, die zwei wesentliche Funktionen erfüllte – auf ihr wurde gekocht und gleichzeitig geheizt. Der Rauch entwich in die Luft und verteilte sich im ganzen Raum, um schließlich durch Öffnungen im Dach zu entweichen. Ruß und Asche lagerte sich überall im Haus an und drang auch in die Atemwege und Augen der Bewohner.
Schornsteine gab es schon in der Antike – die Römer verwendeten sie in ihren Hypokausten, technisch ausgefeilten Warmluftheizungen, die Wände und Böden erwärmten -, gerieten aber in Vergessenheit, bis sie ungefähr im 11. Jahrhundert wieder auftauchten. Für die offenen Feuerstellen entwickelte man trichterförmige Rauchfänge, die den Rauch aus dem Haus leiteten. Als später ausgehend von Italien Öfen die offenen Feuer ersetzten, genügte ein Rohr, um den Rauch vom Ofen ins Freie zu leiten. Die ersten Schornsteine des Mittelalters waren häufig aus Weidengeflecht und Lärchenholz, das man mit Lehm beschichtet hatte. Erst einige Zeit später errichtete man Schornsteine aus Stein.
Gehen wir also zurück in unser Einraumhaus. Das stetig brennende offene Feuer – per se ein großes Brandrisiko – leitete nun die Abgase durch den Schornstein nach draußen. Solche Schornsteine waren leicht selbst zu reinigen, es bedurfte dafür keiner besonderen Fachkenntnisse. Für die Kehrung sorgte meist der Hausherr selbst.
Mit der zunehmenden Verbreitung von mehrstöckigen Häusern vor allem im städtischen Bereich wurden kompliziertere Schornsteinkonstruktionen nötig und für deren Wartung brauchte man spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten.
Ursprünge des Handwerks in Italien

Das Rauchfangkehrerhandwerk, das sich wohl parallel zur Entwicklung des Schornsteins gebildet hatte, ging von Italien aus. Auch nach Österreich kamen immer mehr wandernde Rauchfangkehrer aus Italien und der italienischen Schweiz. Nach einigen schweren Bränden wurden im 14. und 15. Jahrhundert Feuerverordnungen erlassen und die immer höheren und komplizierteren Gebäude ließen zusammen mit den Sicherheitsvorschriften einen Bedarf an sesshaften Rauchfangkehrern entstehen.
Der erste sesshafte Rauchfangkehrer in Wien war Hans von Mailand, der 1512 von Kaiser Maximilian I bestellt wurde. Ihm folgten zahlreiche Kollegen nach und so etablierte sich in Wien eine Gruppe sesshafter Rauchfangkehrer, die Mitte des 17. Jahrhunderts eine Zunft gründeten.
Tatsächlich ist das Handwerk der Rauchfangkehrer ein sehr junges, da seine Anfänge nicht wie die vieler anderer Handwerke ins Mittelalter reichen, sondern erst in die frühe Neuzeit zu datieren sind. Mit dem Sesshaftwerden erlangten die Rauchfangkehrer soziales Ansehen, sie waren geschätzte Facharbeiter, die durch ihre Reinigungs- und Wartungsarbeiten einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit von Häusern und Bewohnern leisteten.
Moderne Zeiten, neue Aufgaben
Heute sind klassische Kehrungen seltener geworden im Rauchfangkehreralltag, da immer mehr Menschen ihre Heizungen mit Flüssigbrennstoff oder Gas betreiben. Doch auch, wenn keine Kehrung im ursprünglichen Sinne mehr notwendig ist, verrichtet der Rauchfangkehrer dringend erforderliche Arbeiten an Heizungsanlagen und Schornsteinen. Er prüft sämtliche Feuerstätten auf ihre Funktionstüchtigkeit, auf bau- und feuerpolizeiliche Mängel bzw. ob eine ausreichende Verbrennungsluftzufuhr vorhanden ist.
Für diejenigen, die mit Festbrennstoffheizungen wie Pelletkessel heizen, ist eine enge und gute Zusammenarbeit mit dem ortsansässigen Rauchfangkehrer für beide Seiten profitabel. Rußablagerungen an den Innenwänden einer Feuerungsanlage behindern den optimalen Wärmeübergang an das Heizwasser, da Ruß ausgezeichnete Isolationseigenschaften besitzt. Laut Energiesparverband Oberösterreich erhöht jeder Millimeter Ruß, der sich anlagert, den Energieverbrauch um ca. 5 Prozent. Die regelmäßige Wartung der Heizanlage durch fachkundiges Personal hilft also dem Hausbewohner beim Energiesparen und stellt gleichzeitig sicher, dass ein Traditionshandwerk wie das der Rauchfangkehrer erhalten bleibt.
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