Über allen Wipfeln - Geschichte des Waldes Teil 1
Der Wald als Ressource ist wesentlicher Teil der menschlichen Geschichte, seine nachhaltige Bewirtschaftung ein Kernanliegen der österreichischen Förster.
Der Wald spielt eine wesentliche Rolle in der Zivilisationsgeschichte des Menschen.
In ihm begegnen sich Natur und Kultur. Er ist Nahrungsquelle, Rohstofflieferant, Arbeitsplatz, Lebensraum und Sehnsuchtsort. In ihm spielen Mythen, Märchen und Legenden. Er ist immerwährendes Motiv in Malerei und Literatur.
Die besondere Beziehung zwischen Mensch und Wald geht aus einer sehr langen gemeinsamen Geschichte hervor, in deren Verlauf sich beide gegenseitig stark beeinflussten. Seit der Altsteinzeit, vermutlich schon seit über 1,7 Millionen Jahren, nutzen Menschen Holz zur Energiegewinnung, als Baumaterial und Werkzeug. Gehölze gehören somit zu den ältesten genutzten Pflanzen und sind bis heute für viele ein wesentlicher Teil des alltäglichen Lebens.
Ressourcenquelle Wald
Lange Zeit galt der Wald – vor allem in Europa, wo heute rund 28% der EU-Staaten von Wald bedeckt sind – als unerschöpflich. Wald war Allgemeingut, man nahm sich daraus, was man brauchte – das waren in erster Linie Heizmaterial und Baustoff. Um Siedlungsgebiet zu gewinnen, wurden seit dem frühen Mittelalter Wälder systematisch gerodet. Zahlreiche Ortsnamen, sogenannte Rodungsnamen, weisen heute noch auf ihre Entstehung hin. So z.B. Reutte, das auf das althochdeutsche Wort für roden ‚riuten’ zurückgeht oder Zwettl, entstanden aus dem slawischen Wort für Lichtung ‚svetla’.
Mit der zunehmenden Nutzung des Waldes – besonders als Brennstoff für Salinen und den Bergbau – wurden gesetzliche Bestimmungen eingeführt, um den Wald zu schützen und als lebenswichtige Ressource zu erhalten. Das heute so populäre und oft zitierte Konzept der Nachhaltigkeit ist älter als man glauben würde – sein Ursprung liegt in der verantwortungsvollen Waldbewirtschaftung. Diese wird in Mitteleuropa seit dem späten 18. Jahrhundert flächendeckend angewandt, nachdem der Waldbestand zuvor stark dezimiert worden war, was zu teils wüstenähnlichen Landschaften und Holznot geführt hatte. Bereits 1713 schrieb ein sächsischer Berghauptmann über die „continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung“ des Waldes und wurde damit gewissermaßen zum Begründer des Nachhaltigkeitsbegriffs in der Forstwirtschaft.
Seit dem 20. Jahrhundert nimmt der Waldbestand in Europa dank verantwortungsvoller Bewirtschaftung und konsequenter Schutzmaßnahmen wieder zu – in Österreich um rund dreißig Millionen Kubikmeter pro Jahr.
Arbeitsplatz Wald
Einst haben Zeidler, Köhler und Holzknechte im Wald gearbeitet. Das Handwerk der Köhlerei ist so gut wie ausgestorben, ebenso das Sammeln von Honig wilder Bienenvölker – die Zeidlerei. Heute arbeiten vor allem Förster, Jäger und Forstwirte im Wald. Insgesamt haben rund 300.000 Menschen ihren Arbeitsplatz in den Wäldern Österreichs.
Wie es um die österreichischen Wälder heute steht, welche Auswirkungen Klimawandel und wirtschaftliche Nutzung auf den Waldbestand haben und welchen Wert Holz als klimaneutraler Brennstoff auch heute noch hat, erfahren Sie in Teil 2 der Serie zur Geschichte des Waldes.
Weiterführende Informationen:
Österreichischer Biomasseverband: Energiewende und Biomassenutzung
Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus: Wald und Klima