Der Mythos Heizwert bei Pellets
Energiewert, Heizwert oder Brennwert? Wie viel Energie ist in meinen Pellets enthalten und wie viel davon kann ich in meiner Heizung nutzen?
Auch wenn die Tage noch lang und die Nächte lau sind – es lohnt sich, bereits im Sommer an die kommende Heizsaison zu denken. Denn wenn alle grundlegenden Fragen rund ums Heizen geklärt sind, kann es nicht passieren, dass man von den ersten nassen Herbsttagen im wahrsten Sinne des Wortes kalt erwischt wird.
Eine wesentliche Frage, die sich jedem Pelletheizer stellt, der kein Diplom in Physik oder Chemie hat: Wie finde ich heraus, wie viel Energie meine Pellets enthalten? Anhand welcher Kriterien kann ich Pellets von verschiedenen Anbietern miteinander vergleichen? Welche der Zahlen, die Pellethändler auf ihren Produkten angeben, ist relevant für mich?
Auch wenn die vielen physikalischen Werte auf den ersten Blick verwirrend wirken, reicht es aus, ein paar grundlegende Zusammenhänge zu verstehen, um den Mythos Heizwert bei Pellets zu entschlüsseln.
Zwei wesentliche Werte, unzählige Namen dafür
Zunächst eine Begriffsklärung, um der Gefahr von Missverständnissen vorzubeugen. In der Alltagssprache sind nach wie vor eine Menge Bezeichnungen im Umlauf, die den Energieinhalt eines Brennstoffes mehr oder weniger korrekt benennen. Man spricht von Energiewert, Energiegehalt, oberem und unterem Heizwert und Brennwert, um nur die geläufigsten Begriffe zu nennen. Das klingt recht kompliziert, ist es aber nicht: Tatsächlich gibt es nur zwei Kennzahlen für den Energieinhalt: Brennwert und Heizwert.
Die älteren Bezeichnungen für diese beiden Größen, die sich teilweise bis heute gehalten haben, sind oberer Heizwert (=Brennwert) und unterer Heizwert (=Heizwert). Energiewert und Energiegehalt sind schlicht umgangssprachliche Bezeichnungen für den Heizwert
Unterschied Heizwert – Brennwert
Beginnen wir mit dem Heizwert. Er ist für Pelletheizer die relevante Größe, da die meisten Pelletkessel Heizwertgeräte sind. Was aber bedeutet Heizwertgerät?
Grundsätzlich ist es so, dass das bei der Verbrennung verdampfte Wasser aus den Pellets mit den anderen Abgasen durch den Rauchfang entweicht. Die Energie, die aufgebracht wurde, um das Wasser zu verdampfen, geht daher für die Nutzung als Wärme verloren. Der Heizwert berücksichtigt das und gibt die thermische Energie eines Brennstoffs ohne die Wärme, die mit der Abluft nach außen gelangt, an.
Der Brennwert ist ebenso wie der Heizwert ein Maß für die thermische Energie, die in einem Stoff enthalten ist. Beim Brennwert wird aber auch die Wärmeenergie miteingerechnet, die bei Heizwertgeräten als Wasserdampf durch den Schornstein nach außen geleitet wird. Der Brennwert ist demzufolge höher als der Heizwert. Relevant ist er allerdings nur für jemanden, der ein Brennwertgerät besitzt – einen Heizkessel, der den bei der Verbrennung gebildeten Wasserdampf nutzbar machen kann, indem die Abgase gekühlt werden und der Wasserdampf kondensieren kann.
Konstante Qualität bei Pellets
Fassen wir zusammen: Für den Pelletheizer mit klassischem Heizwertgerät ist ein Wert wichtig, nämlich der Heizwert - typischerweise angegeben in Kilowattstunden pro Kilogramm. Dieser Wert weist einen minimalen Schwankungsbereich auf, bedingt durch unterschiedliche Rohstoffe und leicht unterschiedlichen Wassergehalt in Pellets verschiedener Hersteller.
Dieser Schwankungsbereich bewegt sich bei A1-Ware zwischen 4,7 und 4,9 kWh/kg. Diesen Wert kann man vergleichen, wenn man nicht sicher ist, bei welchem Hersteller man seine Pellets beziehen möchte. In der Praxis sind so minimale Unterschiede im Heizwert jedoch nahezu irrelevant.
ENplus schafft Transparenz
Das Qualitätssiegel ENplus steht nicht nur für strengste Qualitätsvorschriften, sondern gewährleistet auch, dass drinnen ist, was draufsteht. Abenteuerliche Heizwertangaben von 5,3 kWh auf eine fiktive Trockenmasse bezogen erlaubt ENplus nicht. Bei ENplus werden Pellets im Anlieferungszustand bewertet und die angegebenen Pelleteigenschaften müssen mittels Laborbefund belegt sein. Dies gibt den Verbrauchern die Sicherheit, dass ihre Pellets die deklarierten Werte auch erfüllen und erlaubt es, Pellets anhand dieser Angaben zu vergleichen – allerdings nur ENplus-Pellets, da hier die Standardisierung der Angaben die Vergleichbarkeit erst möglich macht.
Gestiegener Verbrauch durch geänderte Heizgewohnheiten
Wenn der Winter schließlich vorbei ist und man Bilanz zieht über die eingesetzte Menge an Brennstoff, ergeben sich oftmals Differenzen zum Vorjahresverbrauch. Woran kann es liegen, dass man diese Saison mehr Pellets gebraucht hat als im Jahr davor? Hat sich beim Heizwert der Pellets etwas geändert?
Diese Befürchtung kann ganz klar entkräftet werden. Der Heizwert von Holz ist im Großen und Ganzen von zwei Faktoren abhängig: Dem Wassergehalt im Holz und der Holzsorte. So haben verschiedene Hölzer unterschiedliche Heizwerte.
Der weit verbreitete Glaube, Hartholz wie z.B. Buche habe einen höheren Heizwert als Fichte, ist ein Irrtum. Brennholz wird traditionell nach Volumen gehandelt, so wird Stückholz häufig in Schüttraummetern verkauft. Da Hartholz eine höhere Dichte hat als Nadelholz, ergibt sich beim Kauf nach Volumen ein höherer Heizwert für die Harthölzer. Vergleicht man die Holzsorten aber nach Gewicht, erhält man einen minimal höheren Heizwert für Nadelhölzer. Fichte ist der ideale Rohstoff für hochwertige Pellets der Qualitätsklasse A1.
Der zweite Faktor, der für den Heizwert von Holz verantwortlich ist, der Wassergehalt, liegt bei Pellets immer unter 10%, meist zwischen 6 und 8%.
Insgesamt kann man festhalten, dass der Heizwert von Pellets eine weitgehend feste Größe ist, die von Hersteller zu Hersteller nur so minimal schwankt, dass es für den Verbraucher nicht zu spüren ist.
Wenn der Brennstoffverbrauch im Vergleich zu früheren Heizperioden steigt, gibt es viele potentielle Gründe dafür.
Bei modernen Pelletheizungen wird die Verbrennung vollautomatisch gesteuert und kontrolliert – so werden Fehlerquellen wie z.B. zu viel oder zu wenig Luftzufuhr ausgeschlossen. Möglicherweise gibt es aber Mängel im hydraulischen Wärmeverteilungssystem wie z.B. Luft in den Heizkörpern. Ein Techniker Ihres Heizkesselherstellers kann überprüfen, ob sich Ruß am Wärmetauscher abgelagert hat. Eine Rußschicht von nur einem Millimeter im Kessel behindert den Wärmeübergang und kann die Effizienz des Geräts um bis zu fünf Prozent verringern.
Zu berücksichtigen sind bei einem gestiegenen Verbrauch natürlich auch, ob sich Heizgewohnheiten geändert haben oder es im Vergleich zum Vorjahr schlicht kälter war.
Umweltfreundlich und günstig
Um den Heizwert von Pellets ranken sich etliche Mythen. Wir hoffen, einige davon mit diesem Beitrag aufklären zu können, denn im Grunde ist es unerheblich, ob Ihre Pellets einen Heizwert von 4,7 oder 4,8 haben. Als Pelletheizer heizen Sie immer nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch.
Zum Vergleich: Zwei Kilogramm Pellets haben den selben Energiegehalt wie ein Kubikmeter Erdgas.
Photo credit: Andrew Writer