Pellets - eine österreichische Erfolgsgeschichte?
Holzpellets sind heute ein durch und durch europäisches Produkt. Rund 80 Prozent der weltweit produzierten Pellets werden hier verbraucht. Ihr Debüt gaben die kleinen Presslinge Mitte der 1980er-Jahre in Schweden. Wie es dazu kam?
Die folgenreichen Ölpreiskrisen der Siebziger Jahre machten den Industriestaaten weltweit, allen voran den USA, bewusst, wie groß ihre Abhängigkeit von fossilen Energieträgern war. Im Zuge dieser Erkenntnis begann man, nach kostengünstigeren Alternativen zu Heizöl zu suchen, die zudem eine gewisse Versorgungssicherheit garantieren konnten. Wie so oft, lag das Gute ganz nah. Holzreste und auch gepresstes Sägemehl waren vor allem in Skandinavien als Brennstoff in Industrieanlagen bereits bekannt und gut etabliert. Schweden stellte Mitte der Achtziger die ersten Holzpellets für die Versorgung großer Kraftwerke her. Der nächste Schritt bestand darin, eine Technologie zu entwickeln, wie diese Holzpresslinge auch in Haushalts-Heizgeräten eingesetzt werden konnten.
Anfang der 1980er-Jahre konstruierte ein Flugzeugingenieur aus Seattle namens Jerry Whitfield, nachdem er in Europa einiges über Pellet-Technologie gelernt hatte, in seiner Garage den ersten Pelletofen für den heimischen Gebrauch. Als Whitfield seine Erfindung 1984 auf der Wood Heating Alliance Show vorstellte, konnte er in wenigen Tagen über 1.000 Ofenbestellungen verzeichnen.
Spitzentechnologie aus Österreich
Die erste Pelletfeuerung in Europa brachte bereits 1989 das oberösterreichische Familienunternehmen RIKA auf den Markt. Zunächst wurden alle produzierten Pelletöfen – rund 10.000 pro Jahr – in die USA exportiert.
Der erste vollautomatische Pelletheizkessel Europas kam ebenfalls aus Österreich. Analog zu Whitfields Garage wurde auf dem österreichischen Land in einem umgebauten Kuhstall daran gearbeitet, Wohnhäuser ohne den Einsatz von Heizöl mit Wärme zu versorgen. Rasch erkannte man das Potential der bislang weitgehend ungenutzten Säge- und Hobelspäne aus Sägewerken und Holzindustrie und die Produktion von Holzpellets etablierte sich auch in Mitteleuropa. Ab Mitte der 1990er-Jahre wuchs der Pelletmarkt in Österreich kontinuierlich. Heute sind bundesweit rund 127.000 Pelletheizungen installiert und rund zwei Drittel der in Westeuropa betriebenen Pelletheizkessel stammen aus Österreich.