23. Dezember 2024
News und Blog
Kochen mit Pellets in Afrika
In Afrika südlich der Sahara kochen rund 1,2 Milliarden Menschen fast ausschließlich mit Brennholz oder Holzkohle. Die Folgen sind einerseits eine rapide fortschreitende Entwaldung, andererseits gravierende Gesundheitsprobleme für Frauen und Kinder, die täglich dem Rauch ausgesetzt sind. Die Nutzung von Pellets aus landwirtschaftlichen Reststoffen oder Sägerestholz bietet eine vielversprechende und kostengünstige Alternative. Sogenannte Vergaserkochöfen brennen sauber und kosten weniger als 50 €. Die World Bioenergy Association, unter der Leitung von Christian Rakos, widmet sich intensiv der Etablierung einer Pelletwirtschaft in Afrika und hat vor Kurzem erfolgreich den Einsatz von Pellets in einer Schulküche in Ruanda getestet.
Afrika ist der Kontinent mit der größten und schnellsten Entwaldung: Jedes Jahr werden über 4 Millionen Hektar Wald vernichtet. Diese Entwicklung ist zu einem großen Teil auf die enorme Nachfrage nach Holzkohle in den afrikanischen Städten zurückzuführen – eine Tendenz, die durch das anhaltende Bevölkerungswachstum und die Urbanisierung noch verstärkt wird.
Gleichzeitig hat das Kochen auf dem offenen Feuer oder mit Holzkohle durch die starke Rauchentwicklung, der Frauen und Kinder ausgesetzt sind, katastrophale Auswirkungen auf die Gesundheit dieser Menschen. Die Internationale Energieagentur schätzt, dass weltweit jährlich rund 3 Millionen Frauen und Kinder als Folge dieser Rauchbelastung vorzeitig sterben.
Es ist daher dringend notwendig, Brennholz und Holzkohle durch andere Brennstoffe zu ersetzen. Die am häufigsten vorgeschlagenen Alternativen, Flüssiggas und elektrisches Kochen, sind jedoch für die Mehrheit der Haushalte in den riesigen informellen Siedlungen, die große Teile der afrikanischen Städte ausmachen, viel zu teuer. Die Pelletierung von landwirtschaftlichen Reststoffen wie Stroh, Reisschalen, Erdnussschalen, Bagasse und vielen anderen ungenutzten Formen von Biomasse kann eine erschwingliche Alternative darstellen.
Mit Pellets befeuerte Kochherde sind in Bezug auf Sauberkeit und Bedienfreundlichkeit mit Flüssiggas-Kochern vergleichbar. Die Kosten für den Brennstoff liegen jedoch nur bei einem Drittel der Kosten von Flüssiggas. Im Gegensatz zu Flüssiggas sind Pellets auch ein völlig sicherer Brennstoff. Lokal produzierte Pellets müssen nicht subventioniert werden, um erschwinglich zu sein. Sie benötigen keine Devisen für Importe, schaffen lokale Arbeitsplätze, etablieren nachhaltige Wertschöpfungsketten und sind erneuerbar.
Die World Bioenergy Association (WBA) hat es sich zum Ziel gesetzt, die Verbreitung der Produktion und Nutzung von Pellets in Afrika zu einem Schwerpunkt ihrer Aktivitäten zu machen. Kochen mit Pellets ist bei vielen maßgeblichen, international aktiven Organisationen wie UNIDO, FAO, UNDP, Weltbank und der Afrikanischen Entwicklungsbank noch kaum bekannt. Entsprechend schwierig ist auch die Finanzierung von Pelletprojekten. Zudem gibt es kaum politische Programme, die der Entwicklung eines Marktes für Pelletkochherde Aufmerksamkeit schenken. Deshalb setzt sich die WBA als kommunikationsstarke Interessensvertretung bei diversen Institutionen und Regierungen für das Thema Kochen mit Pellets ein und entwickelt Informationsmaterial, um lokale Projektentwickler zu qualifizieren.
Mit der Website https://propellets.africa versucht die WBA, eine zentrale Informationsquelle zu allen Fragen der Entwicklung einer afrikanischen Pelletwirtschaft zu etablieren und damit auch den Grundstein für eine afrikanische Pellet-Community zu legen.
Derzeit gibt es nur sehr wenige Pelletieranlagen in Afrika, und die wenigen, die existieren, sind oft nicht in der Lage, größere Mengen zu produzieren oder eine gleichbleibende Qualität des Brennstoffs sicherzustellen. Dies liegt zu einem großen Teil an der mangelnden Erfahrung der Projektentwickler. Die Komplexität der Errichtung und des Betriebs einer Pelletieranlage wird häufig unterschätzt. Aus diesem Grund sind Projektentwickler eine zentrale Zielgruppe der WBA, um das Kochen mit Pellets erfolgreich zu verbreiten.
Zur Qualifizierung lokaler Projektentwickler ist geplant, eine Serie von Videos zu entwickeln, die alle für den Projekterfolg relevanten Aspekte abdecken – sowohl in technischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Das Material soll auf der Website https://propellets.africa öffentlich zugänglich und frei verfügbar gemacht werden. Derzeit wird nach einer Finanzierung für dieses Projekt gesucht.
Schulküchen: Ein wichtiger Zielmarkt
Schulküchen sind ein besonders wichtiger Zielmarkt für das Kochen mit Pellets, da ein großer Teil der jungen Bevölkerung in Schulen ernährt wird und Schulen sehr große Mengen an Brennholz und Holzkohle verbrauchen. In Ruanda gehen rund ein Drittel der Bevölkerung – über 4 Millionen Kinder und Jugendliche – in die Schule. Schulküchen in ganz Afrika verwenden aktuell fast ausschließlich Brennholz, das höchst ineffizient genutzt wird.
Deshalb initiierte die WBA im Herbst 2024 zusammen mit einem lokalen Pelletproduzenten, der Firma Biomassters, einen Pilotversuch in Ruanda. In einer Schule für 1300 Kinder wurden in der Schulküche zwei große Kochherde mit Pelletbrennern ausgestattet. Der Pilotversuch erwies sich als großer Erfolg: Mit den Brennern konnte der Brennstoffbedarf mehr als halbiert werden. Auch die Rauchbelastung für die Köche in der Küche wurde drastisch reduziert. Aus Sicht der Köche überzeugten zudem die bessere Regelbarkeit der Herde und der einfache Betrieb. Die Schule hat beschlossen, bei der Nutzung der Pelletbrenner auch nach Ende des Pilotversuchs zu bleiben. Der Pilotversuch weckte zudem höchstes politisches Interesse der Regierung, und die Ausweitung auf 10 weitere Schulen ist bereits geplant. Ein detaillierter Bericht der WBA zu diesem erfolgreichen Projekt steht kurz vor der Fertigstellung.
Interesse in weiteren Ländern
Der Pilotversuch in Ruanda hat auch in anderen Ländern der Region Interesse geweckt. So hat die Regierung Ugandas die WBA um Unterstützung bei der Umsetzung eines ähnlichen Pilotprojekts gebeten. Die Erfahrungen können auf andere Großküchen übertragen werden, sei es in Krankenhäusern, öffentlichen Einrichtungen oder Restaurants.
Unterstützung durch proPellets Austria
proPellets Austria unterstützt dankenswerterweise die Arbeit der World Bioenergy Association mit ihrem Mitgliedsbeitrag. Auch zahlreiche andere heimische Unternehmen – darunter Fröling, KWB, Herz, Polytechnik, das Institut für Bioenergie BEA, Energie Steiermark, Nahwärme.at und Syncraft – sind fördernde Mitglieder der WBA. Die Aktivitäten zur Schaffung afrikanischer Pelletmärkte eröffnen auch Chancen für heimische Unternehmen, sei es beim Bau von Pelletieranlagen, in der Beratung oder bei der Entwicklung effizienter Kochherde für Großküchen sowie Pelletkessel für gewerbliche Anwendungen. Für die Fortführung und Ausweitung ihrer Tätigkeiten ist die WBA jedoch dringend auf weitere Mitglieder, Sponsoren und Unterstützer angewiesen.
Kontakt
Christian Rakos
christian.rakos@worldbioenergy.org