29. Februar 2020
News und Blog
Keine Luft zum Atmen - Indoor Pollution
Luftverschmutzung gefährdet weltweit Milliarden Menschen. Besonders in Entwicklungsländern ist die Innenraumluftverschmutzung durch offene Feuer fatal.
Dass schlechte Luft krank macht, ist seit jeher bekannt. Lange Zeit ging man davon aus, dass Krankheiten – sofern nicht als Strafe Gottes auf die Erde geschickt – durch schlechte Luft verursacht werden. Besonders Infektionskrankheiten wie Pest und Cholera brachte man schnell mit den üblen Gerüchen in Verbindung, die sie stets begleiteten. Wie tief dieser Glaube an die gesundheitsschädliche Wirkung von schlechter Luft im kollektiven Bewusstsein der Menschen verankert war, zeigt sich in der Sprache. Das Sumpffieber oder Wechselfieber ist heute unter der Bezeichnung Malaria bekannt. Der Name kommt vom Italienischen mal’aria und heißt übersetzt nichts anderes als schlechte Luft. Gemeint waren damit die übelriechenden Gase, die aus den Sümpfen aufstiegen und für die Ausbrüche von Fieberepidemien verantwortlich gemacht wurden.
Verschmutzung der Innenraumluft
Luftverschmutzung heutzutage, so ist man geneigt zu glauben, sei ein Problem der Industrienationen und allenfalls der Schwellenländer, die in ihrer rasanten wirtschaftlichen Entwicklung Unmengen an Kohle verfeuern. Dieser Eindruck ist ein Irrglaube. Luftverschmutzung ist auch in den ärmsten Gegenden der Erde, deren Ökonomie fast ausschließlich auf Landwirtschaft basiert, ein im wahrsten Sinne des Wortes brennendes Thema.
Im Gegensatz zu den Industriestaaten, deren Bewohner vor allem von der outside air pollution (Emissionen aus Verkehr und Industrie) betroffen sind, leiden die Menschen in Entwicklungsländern besonders unter household oder indoor pollution – der Verschmutzung der Luft innerhalb der Wohnräume, die durch das Heizen und Kochen mit offenem Feuer verursacht wird.
Schlechte Öfen und keine Abluft
Rund 2,7 Milliarden Menschen kochen noch heute mit Feuer aus Holz, landwirtschaftlichen Abfällen wie z. B. Maisstängeln oder Kohle. Der Rauch entweicht direkt in den Wohnraum und stellt ein erhebliches Gesundheitsrisiko für die Bewohner dar. Frauen und Kinder sind traditionell diejenigen, die sich am meisten im Haus aufhalten und daher besonders gefährdet. In den ineffizienten Öfen entstehen durch ungeeignetes Brennmaterial, Mängel in der Konstruktion und Bedienungsfehler giftige Abgase, die inhaliert werden und zu schweren Krankheiten vor allem der Lunge führen. Die WHO schätzt die Todesfälle durch Innenraum-Luftverschmutzung jährlich auf etwa 3,5 Millionen.
Österreichisches Ofenbauprojekt in Bhutan
Das Feuer aus Holz und landwirtschaftlichen Abfällen ist in vielen Gegenden der Erde nicht nur die einzige verfügbare Wärme- und Energiequelle, sondern auch tief in Kultur und Religion vieler Völker verwurzelt.

(C) Johannes Schmidl
Ein wesentlicher Bereich der Arbeit der WHO besteht daher darin, die schädlichen Emissionen zu begrenzen. Hilfe dafür kommt auch aus Österreich. Der Waldviertler Ofenbauer Richard Jussel betreute ab 2002 in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Energieagentur, dem Kachelofenverband und im Auftrag der ADA (Austrian Development Agency) ein Projekt in Bhutan. Dort wurden gemeinsam mit der einheimischen Bevölkerung effiziente und schadstoffarme Öfen gebaut – auf Basis der Technologie des Österreichischen Kachelofens. Wichtig bei dem Projekt war es, lokale Handwerker in die Besonderheiten des Ofenbaus einzuschulen und damit für die Verbreitung der modernen Öfen zu sorgen.
Signifikante Verbesserung durch moderne Technologien
Am 27. Juni hat die Internationale Energieagentur (IEA) ihren Bericht (PDF) zur weltweiten Luftverschmutzung veröffentlicht und zugleich eine Strategie dargelegt, die auf bereits bestehende Technologien aufbaut und es möglich machen soll, bis 2040 die frühzeitigen Todesfälle durch Luftverschmutzung (sowohl outdoor als auch indoor) um die Hälfte zu reduzieren. Die Verbreitung moderner Verbrennungstechnologien ist dabei essentiell. Denn ein moderner und fachgerecht betriebener Holzofen ist zugleich umweltfreundlich und schadstoffarm.