Präsentation Szenario "Erneuerbare Energie"
Das Umweltbundesamt präsentierte am 12.04.2016 im Rahmen einer Pressekonferenz erstmals eine neue Studie zum Ausstieg aus der fossilen Energieversorgung.
Das Umweltbundesamt präsentierte am 12. April im Rahmen einer Pressekonferenz erstmals die Ergebnisse einer neuen Studie zum Ausstieg aus der fossilen Energieversorgung. Das Szenario „Erneuerbare Energie“ wurde 2015 vom Österreichischen Biomasse-Verband in Zusammenarbeit mit der IG Windkraft und Save Energy Austria in Auftrag gegeben, um ein Energiemodell zu erarbeiten, in dessen Fokus erneuerbare Energien und Energieeffizienz stehen. Das entworfene Modell bezieht sich auf die Jahre 2030 und 2050 und soll zeigen, unter welchen Annahmen Österreich seinen Beitrag zu den Klimazielen von Paris leisten kann. Basierend unter anderem auf einem bereits vorhandenen Effizienz-Szenario des Umweltbundesamtes und den Potentialanalysen der Erneuerbare Energie Verbände werden aus der Modellierung Maßnahmen abgeleitet, die zu einer drastischen Reduktion von Treibhausgas-Emissionen führen können.
Dekarbonisierung durch Bioenergie
Die Studie zeigt, dass mithilfe eines solchen Maßnahmenpakets der Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtenergiemarkt bis 2030 auf 61 Prozent und bis 2050 sogar auf 91 Prozent steigen kann. Zugleich nehmen CO2-Emissionen aus der Verbrennung von fossilen Energieträgern bis 2030 um etwa 60 Prozent und bis 2050 um etwa 90 Prozent ab, verglichen jeweils mit den Werten von 2005. Eine solche energiewirtschaftliche Umstellung mit dem Ziel, deutlich weniger fossilen Kohlenstoff zu emittieren nennt sich Dekarbonisierung. Obwohl nicht alle nachhaltigen Biomasse-Potentiale ausgeschöpft werden müssen, sind für die Umsetzung massive Anstrengungen notwendig, um bisher ungenutztes Potential in der Land- und Forstwirtschaft zu mobilisieren, so Josef Plank, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbands. Energie aus Biomasse weist in allen Teilbereichen (Gebäude, Industrie und Verkehr) steigende Marktanteile auf. Die höchsten werden jedoch im Wärmebereich (50 Prozent) und im Industriebereich (34 Prozent) erreicht.
Bezeichnend ist, dass Bioenergie schon 2030 zum bedeutendsten Energieträger avancieren und somit Öl von der momentanen Spitzenposition in der Energieversorgung verdrängen kann.
Österreich wird wieder zum Stromexporteur
Seit dem Jahr 2000 hat Österreich zunehmend Strom importiert. Im berechneten Szenario steigt die inländische Stromproduktion bis 2030 um etwa 28 Prozent und bis 2050 um etwa 44 Prozent, verglichen mit 2010. Der Grund hierfür liegt in einer intensiveren Nutzung von Windkraft, Photovoltaik, Wasserkraft und Biomasse zur Stromerzeugung. Der erhöhte Strombedarf im Winter, wenn die Stromproduktion durch Wasserkraft und Photovoltaik niedrig ist, verursacht derzeit einen hohen Anteil an fossilem Strom im Netz. Windkraft und Biomasse können hier gut gegensteuern. Um ein solches Szenario allerdings Realität werden zu lassen, fordert Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft das Wirtschaftsministerium zu einer Reformierung des Ökostromgesetzes auf, mit dem Ziel Strom zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie zu produzieren.
Steigerung der Energieeffizienz forciert
Neben der Reduktion von Treibhausgasen und dem Ausbau der Bioenergie ist auch die Energieeffizienz ein wesentliches Thema des Szenarios „Erneuerbare Energie“. Das Modell sieht verglichen mit 2010 einen 20-prozentigen Rückgang des Gesamtenergieverbrauchs bis 2030 vor, der vor allem durch Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz erreicht werden soll.
Bei Gebäuden können durch thermisch-energetische Sanierungen und höhere Baustandards große Mengen an Energie eingespart werden. Im Verkehrsbereich konzentriert man sich darauf, privaten Personenverkehr auf öffentliche Verkehrsmittel zu verlagern und setzt zusätzlich auf Elektromobilität und Biotreibstoffe.
Peter Püspök, Präsident der Erneuerbaren Energie Österreich, weist darauf hin, dass heute die Weichen für eine nachhaltige Klima- und Energiestrategie der Zukunft gestellt werden und erklärt dazu: „Schon bald wird sich zeigen, ob die Politik nur Lippenbekenntnisse in Paris gemacht hat, oder ob ein wirkliches Engagement dahinter stehen wird.“
Für eine erfolgreiche Energiewende fordert er eine ökosoziale Steuerreform mit einer höheren Besteuerung fossiler Energie (CO2-Steuer) und der gleichzeitigen Reduktion der Lohnnebenkosten. Mit diesen zentralen Maßnahmen könne der Grundstein für einen langfristig verantwortungsbewussten Umgang mit Energieressourcen und dem Klima gelegt werden.
Die vollständige Studie im Detail.