Gestiegene Preise und Lieferverzögerungen. Was ist los mit den Pellets?
Die Preise für Holzpellets sind seit Beginn 2022 stark gestiegen und viele Kund:innen mussten und müssen längere Wartezeiten bis zur Lieferung ihrer Pellets in Kauf nehmen. Was ist passiert?
Wir sind in einer Situation wie es sie in den letzten 50 Jahren nicht gegeben hat. Europa steckt in einer Energiekrise. Der Krieg in der Ukraine wirft seine Schatten auf eine Vielzahl von Lebensbereichen – leider auch auf die Pelletwirtschaft.
Die Entwicklungen am Pelletmarkt lassen sich auf drei Ursachen zurückführen: die stark gestiegenen Produktionskosten, eine rasant steigende Nachfrage sowie der Ausfall großer Pelletlieferungen aus Russland, Weißrussland und der Ukraine. So ist es in ganz Europa zu einer Verknappung und starken Preissteigerungen auf den Pelletmärkten gekommen. Diese haben sich auch auf Österreich ausgewirkt, wenngleich weniger stark als zum Beispiel in Deutschland, wo die Probleme noch deutlich schwerwiegender sind.
Gestiegene Produktionskosten
Ein Grund für den Preisanstieg sind die gestiegenen Produktionskosten für Holzpellets, die sich nach Recherchen von proPellets Austria um rund 40 % erhöht haben. Starke Preissteigerungen bei Sägespänen, bei den Stromkosten sowie bei Ersatzteilen und Transportkosten sind dafür verantwortlich.
Starke Nachfrage nach Pellets
Pellets sind wegen ihrer Umwelt- und Klimavorteile in Europa ein gefragter Energieträger. Rund 34 Millionen Tonnen werden bereits pro Jahr in privaten Heizanlagen, bei gewerblichen Kund:innen sowie in Kraftwerken genutzt. In den vergangenen beiden Jahren ist es in vielen Ländern zu einer enormen Steigerung der Nachfrage gekommen. So haben sich in Österreich die Verkäufe von Pelletheizungen im Jahr 2022 verdoppelt.
Kriegsbedingt Lieferausfälle
Gleichzeitig ist als Folge des Kriegs in der Ukraine der Pelletimport aus Russland, Weißrussland und der Ukraine abrupt unterbrochen worden. Die Pellets aus diesen drei Ländern wurden nach Italien, Deutschland, England, in die Benelux-Länder und nach Frankreich exportiert. So fehlt nun eine Menge von 3,5 Millionen Tonnen, rund 10 % des Bedarfs am europäischen Markt. Die Folgen sind ein Pelletmangel und Preissteigerungen in ganz Europa, die sich indirekt auch auf Österreich auswirken, obwohl wir selbst keine Pellets aus Russland und Weißrussland bezogen haben.

Lage in Österreich
Österreich ist mit einer Produktion von fast 140.000 Tonnen Pellets pro Monat in der Lage, mehr Pellets zu produzieren, als im Land verbraucht werden. Die beunruhigende internationale Lage hat allerdings dazu geführt, dass viele Kund:innen, die normalerweise erst im Herbst oder Winter Pellets gekauft hätten, schon im Sommer bestellt haben. Die für den Herbst oder Winter benötigten Pellets sind im Sommer allerdings noch nicht verfügbar, da die Werke nur kontinuierlich produzieren können. So kam es zu erheblichen Wartezeiten bei der Belieferung. Darüber hinaus bestellten manche verunsicherte Kund:innen mehr, als sie für die nächste Heizsaison benötigen, was zu einer weiteren Verknappung und längeren Wartezeiten geführt hat.

Normalisierung der Versorgung durch weiter steigende Produktion
Im Jahr 2021 wurden in Österreich an 40 Standorten 1,6 Millionen Tonnen Pellets produziert. Der steigende Bedarf nach dem umweltfreundlichen Brennstoff hat eine Investitionswelle ausgelöst. Aktuell befinden sich elf neue Pelletierwerke in Bau oder in Planung. Die ersten neuen Werke haben bereits die Produktion aufgenommen und erhöhen das Angebot seit Herbst 2022 und tragen somit zu einer Normalisierung der Versorgung bei. Bis zum Jahr 2024 werden die dann 51 heimischen Werke an die 2,2 Millionen Tonnen Pellets produzieren, genug, um auch bei einer starken Steigerung der Nachfrage den heimischen Markt sicher bedienen zu können.
Pelletbevorratung
Der Verein proPellets Austria setzt sich seit Jahren für eine gesetzlich verpflichtende Bevorratung von Pellets ein. Wie bei anderen Energieträgern können strategische Lager verhindern, dass es durch unerwartete Ereignisse zu einer Unterversorgung kommt. Zusammen mit der steigenden Produktion sollten strategische Vorratslager in Zukunft eine preisstabile und verlässliche Versorgung mit Pellets gewährleisten, wie wir sie in den vergangenen 20 Jahren ja auch schon gekannt haben.