Unsere Luft wird besser – mit einer Ausnahme
Was alles möglich ist, wenn man ein brennendes Umweltproblem beherzt angeht, um es zu lösen, wird durch eine jüngst von der Statistik Austria veröffentlichte Übersicht zu den österreichischen Emissionsdaten deutlich. Die Daten stammen aus der Österreichischen Luftschadstoff- und Treibhausgas-Inventur des Umweltbundesamtes.
Die Bedrohung der österreichischen Wälder durch das Waldsterben, das in den 1980er Jahren über Jahre hinweg zu Schlagzeilen und zur Diskussion drastischer Gefahrenbilder Anlass gab, schien im Nachhinein manchen Zeitgenossen übertrieben dargestellt. Die Ursache für das Waldsterben war mit dem sauren Regen bald identifiziert. Dass es nicht so weit gekommen ist wie befürchtet, liegt aber weniger an überzogenen Darstellungen und Befürchtungen, sondern darin, dass in einem breiten nationalen und internationalen Konsens wirklich etwas gegen die Ursachen der heranschleichenden Katastrophe unternommen worden ist. Sowohl die Wirtschaft als auch Privathaushalte haben die Last geschultert: Nachdem mit dem Schwefeldioxid (SO2) der wesentliche Auslöser für den sauren Regen erkannt war, formte die Politik die notwendigen Rahmenbedingungen, entwickelte die Industrie Entschwefelungstechnologien, Brennstoffe wurden entschwefelt, Filter wurden eingebaut – und die Emissionen sanken drastisch. Laut Inventur des Umweltbundesamtes gingen die Emissionen von SO2 allein zwischen 1995 und 2015 um etwa zwei Drittel zurück.
Vereinfacht lässt sich der Erfolgsweg so darstellen:
- Problem erkannt und nicht geleugnet,
- Problem angegangen,
- Problem (technisch) gelöst.
Als nicht unerheblichen Nebeneffekt konnte sich Österreich als Anbieter von entsprechenden Technologien zur „Problemlösung“ weltweit einen Namen machen und entsprechende Produkte und Dienstleistungen auch global verkaufen.
Die Emissionen von Stickoxiden (- 15,7 Prozent), von flüchtigen organischen Verbindungen ohne Methan (- 43,2 Prozent), Kohlenmonoxid (- 41,6 Prozent) und Feinstaub (PM10: – 16,8 Prozent, PM2,5 sogar um – 25,5%) sanken zwischen 1995 und 2015 zum Teil deutlich. Die höchsten Rückgänge wurden eben bei Emissionen von Schwefeldioxid (SO2; - 66,1%) erzielt.
Die Inventur des Umweltbundesamtes zeigt allerdings auch ein Versäumnis deutlich auf: Die Emissionen von Kohlendioxid (CO2) sind im fraglichen Zeitraum um 4,6 Prozent gestiegen. Was das CO2 angeht, machte man sich in Österreich offenbar nicht auf den erfolgreichen Weg. Entsprechend ist unser Land auch europaweit zu einem der Schlusslichter bei der Minderung von Treibhausgasemissionen geworden.
Natürlich ist es technisch mitunter aufwändiger, CO2 zu vermeiden, als eine Entschwefelungsanlage zu bauen. Unmöglich ist es aber nicht. Die Zahlen – und die Erfahrungen – zeigen deutlich, dass man in Österreich dieses Problem offenbar noch nicht wirklich angeht.
Das oft diskutierte Problem Feinstaub ist vieldimensional: Feinstaubemissionen stammen aus dem Straßenverkehr, aber auch aus der Landwirtschaft, aus Kraftwerken, Fabriken und von Heizungen. Bei den Feinstaubemissionen aus Heizungsanlagen ist insbesondere der Bestand an Altanlagen die wesentliche Quelle. Messungen von Bioenergy2020+ offenbaren: allein der Ersatz alter Festbrennstoffkessel durch neue Pelletsheizanlagen würde die Emissionen von Feinstaub (PM1) auf ein Zehntel bis ein Hundertstel reduzieren.
Allerdings kommt der Markt für neue Heizkessel leider nur sehr langsam in Schwung. Eine jüngst von e7 Energie Markt Analyse GmbH vorgelegte Studie zeigt, dass etwa 317.000 Ölkessel älter als 20 Jahre sind, über 25.000 sind sogar vor 1971 (!) installiert worden. Offenbar zögern die Besitzer alter Ölkessel eine Reinvestition hinaus.
Da ist die Politik gefordert Rahmenbedingungen zu schaffen um die Kesseltauschrate zu erhöhen. So wie auch Autos regelmäßig Emissionsmessungen unterzogen werden, soll auch bei alten Heizkesseln ein „Pickerl“ verpflichtend werden. Förderungen für die Umstellung von alten Ölkesseln auf moderne Pelletheizungen existieren in Bundesländern in unterschiedlichem Maß und auch auf Bundesebene.
Angesichts der Treibhausgas-Inventur des Umweltbundesamtes, insbesondere der beschämenden Reduktionszahlen von CO2, wäre es angebracht, den Bestand überalterter Ölkessel möglichst durch Systeme ohne CO2-Emissionen zu ersetzen. Bei diesen könnte Österreich, ähnlich wie bei anderen Umwelttechnologien in den 80er und 90er Jahren, eine Position an der Weltspitze festigen, wenn man sich dazu durchringen könnte, das damalige Erfolgsrezept wieder anzuwenden.
Vergleich der Feinstaubemissionen
Autor: Johannes Schmidl