Wirtschaftsfaktor Klimaschutz: Erneuerbare schaffen Arbeit!
„Um die Interessen seines Landes und dessen Bürger zu schützen“ – mit diesen Worten begründete US-Präsident Donald Trump am 1. Juni den geplanten Ausstieg der Vereinigten Staaten aus dem Klimaabkommen von Paris. Der Nachsatz, er sei bereit, das Abkommen neu zu verhandeln, wenn die USA darin nicht mehr benachteiligt würden, klingt in den Ohren vieler nach politischem Theater.
Der Ausstieg des zweitgrößten CO2-Emittenten aus dem Klimavertrag von Paris löst weltweit Unverständnis und Ärger aus. Aber auch auf nationaler Ebene wird Trumps Entscheidung heftig kritisiert – teils von unerwarteter Seite. So hat sich etwa Bob Dudley, einer der Geschäftsführer von BP, deutlich für ein Verbleiben im Pariser Abkommen ausgesprochen. Man müsse die weltweite Energieversorgung in Richtung geringerer Emissionen umbauen, bestätigte Dudley in einem Interview mit Bloomberg TV.
Auch Hightech-Unternehmen wie Google und Apple warnten Trump vor einem Bruch mit Paris – vergeblich. Europa, allen voran Frankreich, Deutschland und Italien, erteilten Trumps Vorschlag einer Neuverhandlung des Abkommens inzwischen eine Absage. In einer gemeinsamen Erklärung zeigten sich die Regierungschefs dieser drei Länder entschieden: „Wir betrachten die im Dezember 2015 in Paris erzeugte Dynamik als unumkehrbar.“
Wirtschaftliche Interessen dürfen nicht vor Klimaschutz stehen
Trump rechtfertigt den Ausstieg aus Paris vor allem mit wirtschaftlichen Nachteilen für die USA. Dass der Klimawandel für den amerikanischen Präsidenten im besten Fall Spekulation, wahrscheinlicher aber ein Schwindel ist, mag sein Übriges zu dieser Entscheidung beigetragen haben. Fest steht jedoch: Eine Abkehr von der Energiewende kann und darf nicht mit wirtschaftlichen Bedenken argumentiert oder gar gerechtfertigt werden.

Die Internationale Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA) veröffentlichte jüngst einen Bericht über die weltweite Beschäftigung im Bereich Erneuerbare Energien. Das Fazit daraus: Im Jahr 2016 waren rund 9,8 Millionen Menschen weltweit im Sektor der Erneuerbaren Energieerzeugung beschäftigt. Bis zum Jahr 2030 erwarte man laut IRENA einen Anstieg dieser Zahl auf 24 Millionen Beschäftigte.
Über 37.000 Arbeitsplätze im Bereich Erneuerbare in Österreich
Auch in Österreich ist die Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen ein wichtiger Zukunftsmarkt. Als eines der Länder, in denen Technologien zur Nutzung Erneuerbarer Energie auf eine lange Tradition zurückblicken können, hätte Österreich beste Voraussetzungen für eine rasche und erfolgreiche Energiewende.
Historisch waren es vor allem feste Biomasse und die Kraft des Wassers, die hierzulande zur Energieerzeugung genutzt wurden. Bis heute sind diese beiden Energieträger die mit Abstand wichtigsten im Gesamtmix der Erneuerbaren in Österreich. Technologien zur Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen haben neben ihrer Bedeutung für Klima und Umwelt eine ökonomische Relevanz für den heimischen Wirtschaftsstandort, die gerne unterschätzt wird: Sie erhöhen den nationalen Selbstversorgungsgrad und machen den österreichischen Energiemarkt damit unabhängiger von großen Energieexporteuren.

Das Lebensministerium hat für das Jahr 2015 Zahlen für die hohe inländische Wertschöpfung aus dem Bereich der Erneuerbaren Energieerzeugung erhoben, um das Potential zu verdeutlichen, das eine Umstrukturierung der heimischen Energiewirtschaft in Richtung Erneuerbare birgt.
Die mit Abstand meisten Arbeitsplätze pro Technologie können laut diesen Berechnungen im Sektor der festen Biomasse verzeichnet werden. Mehr als jeder Dritte Arbeitsplatz im Bereich der Erneuerbaren ist hier angesiedelt. In absoluten Zahlen waren das im Jahr 2015 zusammen 15.445 Vollzeitäquivalente. Zum Vergleich: Die Stadt Spittal an der Drau zählte im selben Jahr 15.543 Einwohner.
Download: Erneuerbare Energie in Zahlen 2016 des BMLFUW (PDF)
Auf direktem Weg zum Point of No Return - und dann?
Trumps Argumentation, durch eine Absage an die Pariser Klimaziele Interessen seines Landes zu wahren, wirkt nicht nur zynisch in Zeiten, in denen das 1,5-Grad-Ziel in bedenkliche Ferne zu rücken scheint, sondern ist angesichts der Fakten nicht haltbar.
Man kann nicht oft genug betonen, wie wichtig ein umfassender Umbau unseres Energiesystems und eine rasche Dekarbonisierung für unseren Planeten sind. In der Wissenschaft gibt es den Begriff des „point of no return“. Wenn dieser eintritt, ist eine Entwicklung irreversibel. Klimaexperten weltweit sehen diesen Punkt beinahe erreicht. Es ist also nicht fünf, sondern eher zwei vor zwölf – metaphorisch gesprochen. Oder mit den Worten Charles Darwins: „Alles, was gegen die Natur ist, hat auf die Dauer keinen Bestand.“